Ruf Zum Gehorsam #355

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Flache Klischees - Zur Berentung geeignet

von Reimar Schultze

Ein Klischee ist ein überstrapazierter Ausdruck, der irgendwann einmal sehr sinnvoll war. Die zwei, die ich heute behandeln möchte, sind wahrscheinlich die schlimmsten Schädlinge im Christentum:

1.)    Du brauchst nur zu glauben.

2.)    Es kommt nur auf Jesus an.

Beide fördern eine passive Lebenseinstellung, schauen wir sie uns einmal an.

1. Du brauchst nur zu glauben.

Beginnen wir mit dem Teil des Klischees " Du brauchst nur…". Wenn Sie noch jung sind, haben Sie vielleicht in diesen Ausdruck noch Vertrauen, aber diejenigen von uns, die schon eine längere Lebensstrecke hinter sich haben, haben aufgehört Schlösser und Brücken auf diese Lebensformel zu bauen "Sie brauchen nur…".  Wie oft sind wir ins Leere gefahren, wenn wie einen Bewohner nach der Fahrrichtung gefragt haben. Er sagte uns " Sie brauchen nur…, sie können es nicht verfehlen" und gewiss, wir verfehlten es. Oder, denken wir an den kaputten Computer. Man sagte uns " Sie brauchen nur das und das zu tun…" und es kostete 50 €, aber dieser Computer ruht noch bis heute fried lich im Keller mitten unter anderen ausgesonderten Dingen, die mit dem Rat gestorben sind, der auch in ihren Grabstein gemeißelt war " Sie brauchen nur…".

Doch wenn schon viel Schaden mit diesem unschuldig klingenden Rat in irdischen Dingen angerichtet worden ist, wie viel größerer Schaden ist durch ihn im Reich Gottes entstanden. Für Millionen Kirchgänger ist "Du brauchst nur zu glauben" zu dem schlimmsten Urteil zur Verdammung geworden, das je über sie gesprochen worden ist. Während ihre armen Seelen noch in ewiger Finsternis herumtasten wünschten sie sich, jemand hätte ihnen gesagt, dass es mit dem Christentum viel mehr zu tun hat, als nur zu glauben.

Dieses "Sie brauchen nur zu glauben…" ist genau das,  was die Teufel für sie wollen. Denn Glaube ohne Inhalt ist das, wonach sie selbst leben. Doch berichtet uns Jakobus, dass sie in Wirklichkeit ebenso zittern, weil sie wissen, dass sie genau dieses für immer in der Hölle festhalten wird (Kapital 2, Vers 19). Lieber Freund, wenn Ihr Glaube so leer ist wie der Glaube der Teufel, dann werden Sie die Ewigkeit mit ihnen verbringen.

Dass Glaube in der Tat absolut notwendig ist, um zu Christus zu kommen, mit Gott zu wandeln und bis zum Himmel zu kommen, ist keine Frage und stand auch in der gesamten Geschichte der Kirche niemals in Frage. Das Problem entsteht, wenn wir Glauben als einziges Kriterium für neues Leben machen, mit Gott zu wandeln und Zugang zum Thron Gottes zu finden. Es sollte uns klar sein, dass "Sie brauchen nur zu glauben…" nur dann eine zutreffende Bedeutung hat, wenn alles andere getan ist, das getan werden muss.

An keiner Stelle der Bibel, vom 1. Buch Mose bis zur Offenbarung, gebraucht die Bibel den Ausdruck "Sie brauchen nur zu glauben…". Die Theologie "Sie brauchen nur zu glauben…" ist das Ergebnis von der flachen Bibelkenntnis oder dem Wunschdenken von Menschen.

Das größte Problem in der Gott/Mensch-Beziehung ist niemals Unglaube gewesen, sondern Ungehorsam. Adam glaubte, aber er gehorchte nicht; ebenso ging es Saulus, und die Liste geht weiter, auch war Unglaube nicht das Problem von Nikodemus: Er musste wiedergeboren werden. Der reiche Jüngling glaubte an Jesus, aber Jesus sagte zu ihm, er solle alles verkaufen, es den Armen geben und ihm nachfolgen. Die Jungfrauen im Gleichnis der 10 Jungfrauen, die es nicht bis in den Himmel schafften, glaubten von ganzen Herzen, aber sie hatten vernachlässigt ihre Lampen am Brennen zu erhalten. Der Mensch im Gleichnis der Talente, der sein Talent vergraben hatte, anstatt es zu den Wechslern zu geben, glaubte auch, aber er wurde zur Hölle verurteilt. Die jüdische Menge glaubte auch am Pfingsttag, aber Petrus sagte ihnen, dass dies nicht genug war. Sie mussten Buße tun, um von Christus angenommen zu werden.

Sie mögen alles glauben, was sie wollen, aber wenn sie das nicht tun, was Jesus ihnen zu tun sagt, dann verliert der Glaube seinen Puls, wie es der Bruder Jesu bestätigt, wenn er sagt: "Was wird es mir nützen, meine Brüder, dass, obwohl ein Mensch sagt, dass er Glauben habe, aber keine Werke tut, kann dieser Glaube ihn retten (Jakobus 2, Vers 14)?

Hüten Sie sich vor "Sie brauchen nur …"  - Menschen. Oft haben sie eine Schnäppchen-Mentalität - sie gehen zum Flohmarkt und handeln die ohnehin niedrigen Preise noch einmal runter, bis der arme Verkäufer ohne jeden Gewinn und ohne Essen für seine Kinder nach Hause geht. Diese Schnäppchenhändler kommen dann zur Kirche und geben Zeugnis "Der Herr hat mich ein Schnäppchen machen lassen". Nein, so handelt der Herr nicht. Diese sind die Art von Menschen die mit Gott um den billigsten Weg in den Himmel feilschen. Wenn sie fragen: "Was muss ich tun, um gerettet zu werden?", was sie wirklich meinen ist, "Wie wenig muss ich tun, um gerettet zu werden?"

Freund das Reich Gottes ist kein Flohmarkt. Christentum ist keine billige Religion. Jesus zahlte den vollen Preis, das müssen Sie auch. Er gab sein Leben für Sie; er fordert, dass Sie Ihr Leben ihm geben (Römer 12, Vers 1). … stellt Eure Leiber als lebendiges Opfer dar… sie können es nicht billiger vor ihm aushandeln (Lukas 9, 59-62). Er lehrte seine Jünger, dass alles zu verlassen, Teil ihres Glaubens werden müsste.

2. Es kommt nur auf Ihn an

Dieses Klischee hatte über Jahrhunderte eine besondere Vorrangstellung in der Familie Gottes. Das ihre Erfinder dabei Gutes im Sinn hatten, steht außer Frage. Während der wahre Heilige sich um seine täglichen Aufgaben kümmert, dreht sich wirklich alles um Jesus: Derjenige, der ihn suchte, ihn kaufte und ihn nun erhält - das unentwegte Sehnen des wahren Heiligen besteht darin, dass er zunehmen solle und ich abnehme (Johannes 3, Vers 30). Trotzdem gilt, wenn ein Konzertpianist ein Klavier spielt, dann tut uns das gut, doch ist es weniger Gewinn, wenn sich ein Anfänger davor setzt. Hierin liegt das Problem. "Es kommt nur auf ihn an" ist in Ordnung für einen Heiligen, der das Wort Gottes Recht austeilt, aber es ist gefährlich für das Gemüt eines Menschen, der vom Glauben abgefallen ist. Für den gewöhnlichen Kirchenbesucher führt " Es kommt nur auf Jesus an" zu einer Einstellung der gefühllosen Gleichgültigkeit und religiösen Passivität. Für diese Gläubigen bedeutet " Es kommt nur auf Jesus an", dass Jesus alles getan hat und dass es nicht mehr für sie zu tun gibt: Kein Buße tun, nicht alles zu verlassen, nicht das Kreuz aufheben, um Jesus zu folgen, kein standhaftes Gebet für die Verlorenen oder beständiges Zeugnis geben. Man hat ihm einfach nur gesagt, er solle sich als lebend in Christus halten und erwarten dann eines Tages im Himmel aufzuwachen.

Zum Zweck der biblischen Klarheit und zum Wohl unserer Seelen sollte dieses Klischee abgeschafft werden. Nun, wenn ich sage "zum Zweck der biblischen Klarheit" meine ich, dass "Es kommt nur auf ihn an" unvollständige Theologie ist und eine schlechte öffentliche Darstellung, unabhängig davon, ob sie vielleicht von einigen Gläubigen sehr gemocht wird. Denn wenn sie Jesus fragen sollten, ob sich alles nur um ihn drehe, dann würde er anfangen so zu sprechen, als wenn sich alles um uns drehe. Er schuf das ganze Universum für uns und wie viel Mühe hat er sich seitdem um uns gemacht, angefangen damit, dass er sich um Jakobs gefleckte Ziegen kümmerte, bis dazu am Kreuz für uns zu sterben. Er hat uns zu seinem auserwählten seiner Wohnung gemacht, Seinem heiligen Tempel, und es ist Sein Ziel, dass die Herrlichkeit, die in Ihm ist in uns allen Raum findet, wie sie in dem Apostel Paulus Raum fand, der mutig sagte: Und sie verherrlichten Gott in mir (Gal. 1,24) und der ebenso betete, dass wir alle mit der Fülle Gottes erfüllt werden mögen (Eph. 3,19).

Christus kam vom Himmel, um sich in uns Wohnung zu machen.

Sagen Sie nicht: Er ist alles, ich bin nichts. Ist Jesus für nichts gestorben? Wir sind seine Juwelen, seine Erben, seine Miterben, seine Brüder, sein Stolz und seine Freunde. Jesus hat sich mit uns untrennbar für alle Zeiten verbunden. Was dieses betrifft, so hatte Richard Wurmbrand, ein Pastor, der 14 Jahre unter dem Kommunismus (im Gefängnis) gelitten hatte, den Nerv zu sagen: " Ich bin er und er ist ich." Das mag für Sie zu viel sein, aber das ist die Art wie Verliebte sprechen. Und gleichen nicht diese Worte sehr den Worten Jesu als er sagte: bleibet in mir und ich in euch (Johannes 15,4)?

Lassen Sie uns nicht engherzig sein oder technisch werden, wenn es darum geht, unseren Herrn zu lieben. Wollen wir extravagant und rücksichtslos sein, wenn es darum geht ihn zu lieben, wie die Frau, die ihn für sein Begräbnis salbte (Markus 14, 3). Wenn Sie Christus aus den Menschen heraus nehmen, ist die Kirche weg, dann gibt es kein Licht in der Kirche und das ist eine schlechte Wirkung nach außen. Es muss mehr geben als eine theologische Verbindung mit unserem Herrn, unser Herz muss sprichwörtlich mit dem Seinen Eins-Sein.

Nein, mein Freund, Ihm dreht es sich nicht als erstes um ihn. Es ist nicht alles "da oben". Für ihn ist das Hier Unten so wichtig wie das Da Oben. Für ihn dreht er sich ebenso viel um uns, wie um ihn. Wenn Ihre Lehre nur aus "Es kommt nur auf ihn an" besteht, dann machen Sie das ganze Werk der Erlösung zunichte. Wenn Sie den Menschen aus der Gott-Mensch-Gleichung herausnehmen, dann wird die ganze Bibel bedeutungslos. Es wird zur Zeit seines Zweiten Kommens keineswegs eine Junggesellen-Party geben, Nein: es wird eine Hochzeit geben, Er und wir werden in den Bund einer heiligen Ehe zusammen verbunden werden! " Alles dreht sich nur um ihn" hat einen gründlichen biblischen Beleg, aber es ist deswegen inkomplett, weil es die Göttliche Romanze ausschließt. Es schließt die Braut aus. Wenn eine Lehre, selbst die Beste von ihnen, außerhalb der Liebesbeziehung steht, dann hat sie kein Lied. Und wenn eine Lehre kein Liebeslied hat, dann hat sie keine Kraft zur Umwandlung. Sie ist so kalt wie ein Toter und führt zu nichts als Streit und Aufspaltung.

Mein Geliebter ist mein und ich  bin sein (Hohes Lied 2,16)

Dieses sollte im Zentrum des Herzens der Theologie stehen. Lassen sie es uns sagen, predigen und singen. Wollen wir aufhören darüber passiv zu bleiben. Lassen sie uns unseren Herrn mit der Intensität lieben, mit der er uns geliebt hatte. "Es kommt nur auf ihn an", ist eine gute Lehre, aber "Es kommt nur auf UNS* an", ist besser (* die Gemeinschaft Jesu und dem Jünger, Anm. d. Übers.). Wollen wir unsere Kleider waschen damit sie im Blut des Lammes weiß werden. Der Bräutigam ist unterwegs.

Ruf zum Gehorsam Nr. 355 überarbeitet

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